Breitenberger Predigerbibliothek

 

Nicht so vielen Menschen in unserer Gemeinde ist bekannt, dass unsere Gemeinde neben historisch wertvollen Gebäuden und einer kostbaren Orgel noch ein anderes Kleinod besitzt: die Breitenberger Predigerbibliothek. In vielen Jahrhunderten haben Breitenberger Pastoren Bücher gesammelt, manche Schenkung, etwa durch die Rantzaus als Patronatsherren, bereicherte die Bibliothek und machte sie zu einem Schatz. Das älteste Buch von 1493 ist die Schedelsche Weltchronik, ein Buch, das trotz  mancher Schäden einen Wert von etwa 15 000 Euro darstellt.

Leider hat die Bibliothek im Laufe der Jahre sehr gelitten. Die Unterbringung in einem alten Pastorat hat genau so wenig gutgetan wie die Lagerung im Keller der Kirchenkreisverwaltung. Bücher sind aus natürlichen Stoffen, so unterliegen sie wie alles Lebendige dem Verfall.

Um die Bibliothek in ihrem Bestand weitgehend zu schützen, wurde 2007 ein umfangreiches Restaurierungsprojekt begonnen. Dieses wird 2018 zum Abschluss kommen. Eine gutachterliche Äußerung zu den bedeutendsten Musikalien in der Breitenberger Predigerbibliothek aus dem Jahre 2008 kann hier eingesehen werden. Die musikwissenschaftliche Forschung hat sich in den letzten Jahren mehrfach mit diesen bedeutenden musikalischen Zeugnissen der Barockzeit beschäftigt.

 

Bei der Breitenberger Predigerbibliothek handelt es sich um eine historische Pfarrbibliothek aus Holstein, genauer Breitenberg bei Itzehoe im Kirchenkreis (früher Propstei) Münsterdorf. Die Anfänge der umfangreichen Bibilothek reichen bis ca. 1565 zurück, als der Patronatsherr Johann Rantzau (1492-1565) eine deutsche Jenaer Ausgabe der Werke Martin Luthers als Grundstock schenkte. Ab ca. 1635 wurde sie hauptsächlich aus einem Legat des Breitenburger Amtsverwalters Heinrich Magens (1595-1640) aufgebaut und vermehrt. Die Bibliothek wurde bis Mitte der siebziger Jahre im dortigen Pastorat aufbewahrt und dann in die Kirchenkreisverwaltung nach Itzehoe verbracht. Weil die dortige Unterbringung mangelhaft war, erfolgte 2002 nach grober Sichtung und Vorreinigung die Überführung in das NEK-Archiv nach Kiel.  Damit einher ging eine eindeutige juristische Regelung des neuen Verwahrmodus – vorher hatte es keine gegeben – in Gestalt eines Depositalvertrages. Die Bibiothek umfasst derzeit  ca 1050 Bände. Vorhanden ist ein handschriftlicher Katalog aus dem Jahre 1863, der in mehreren fotokopierten Exemplaren vorliegt und in dieser Form auch öffentlich zugänglich ist. In inhaltlicher Hinsicht sind nicht nur die einzelnen Zweige der Theologie vertreten, sondern auch Philosophie, Philologie, Kunst, Musik u.a. Einzelne Stücke sind sehr bedeutend, wertvoll und damit unbedingt als erhaltenswert zu betrachten, viele als interessant und damit zumindest nach Möglichkeit zu erhalten anzusehen. Einige Handschriften und Drucke sind im Laufe der letzten 12 Jahre näher untersucht, mindestens eine der (kulturhistorisch bedeutenden) Musikhandschriften verfilmt worden. Eigentümerin ist die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Breitenberg.

Dr. Joachim Stüben

Literaturhinweise:

Michael Brüchmann, Die Breitenberger Predigerbibliothek. Eine historische Pfarrbibliothek aus Schleswig-Holstein. In: Auskunft 23 (2003), S. 57–68 (siehe auch:

https://fachwelt.sub.uni-hamburg.de/sa/auskunft.html)

Joachim Stüben, Spuren der Aufklärung in ländlichen Pfarrbibliotheken der ehemaligen Propstei Münsterdorf. Die Beispiele Beidenfleth, Breitenberg und Münsterdorf. In: Vorträge der Detlefsen-Gesellschaft 14 (2011), S. 41–58 (siehe auch:

http://www.detlefsen-gesellschaft.de/Inhaltsverzeichnis.pdf)

Auch erschienen in: abgestaubt. Mitteilungen des Landeskirchenlichen Archivs 1 (2012), S. 30–56 (Volltext unter:

http://www.archivnordkirche.de/files/landeskirchliches_archiv/downloads/Abgestaubt-2012_WEB.pdf)

Hier drei Blicke in den ersten restaurierten Band

(oben in Gänze gezeigt):

Es handelt sich um den vierten Teil der „Bücher und Schrifften“ Martins Luthers, erschienen 1560 in Jena, 1565 der Breitenberger Kirchengemeinde geschenkt von Johann Rantzau.